Die großformatigen Malerei von Judith Sturm aus dem Jahr 2008 ist mit ihren 2 x 2,6 Metern ein wirklicher Hingucker.
Die mehrfach ausgezeichnete Künstlerin und Designerin bezeichnet ihren Malstil selbst als “informellen Realismus”. Auf den ersten Blick ein Paradox – zählt der Informel doch zur abstrakten Malerei und der Realismus zu der Stilrichtung, die sich ganz der detailgetreuen Darstellung nach der Natur verpflichtet.
Doch wie so oft, aus dem Gegensatz entsteht fesselnde Kunst, an sich der Kenner reibt und begeistert. Sturm bildet den weiblichen Körper ab. Elegante, leicht bekleidete Frauen, deren Gesichter sich jedoch immer vom Betrachter abwenden oder gar ganz aus der Bildfläche ragen. Mit der so erzielten Distanzierung der konkreten Person und der Einbeziehung von Gegenständen der Mode scheint die Künstlerin auf die universelle Suche nach Individualität in unserer Zeit abzuzielen.
Diese Bildebene nähert sich dem Ziel des Realismus nach Alltäglichkeit und Sachlichkeit an. Die Dekonstruktion des Figürlichen durch den Ausschnitt und die Auflösung der Formen in der Fläche unterstreichen dagegen Sturms Tendenz zum Informel, der das „Prinzip der Formlosigkeit“ besonders auch im Werden und Auflösen der Form erforscht.
Besonders der Einsatz von Salzkörnern in einigen Partien der Malerei, generiert hier aufregende Effekte. Die Oberfläche und Materialität der Farben wir so durch einen zwar bewußt eingesetzten, im Ergebnis jedoch vom Zufall bestimmten Prozess transformiert. Insbesondere im Bereich der Haut ihrer Figuren wendet Sturm diese Methode an. Die wie zerfließenden und zerborstenen Farbschichten weisen so auf die Verletzlichkeit der Person hin.
Ein großartiges Gemälde der deutschen Malerin, das auf einen repräsentativen Platz in Ihrer privaten Sammlung oder ihrem Unternehmen wartet.