Michael Goller zeichnet wie Schreiben. Die „Schriftrollen“, wie der Künstler seine Zeichnungen selbst nennt, sind in der Höhe genau so angepasst, um der Physis des Schreibens gerecht zu werden: ihre Höhe entspricht der Ellenlänge Gollers, um seinen Arm beim Zeichnen noch so auflegen zu können, wie es beim Schreiben der Fall ist.
Die Formen fließen dem Künstler dabei aus der Hand. In einem vorbewussten Prozess entrinnen sie der Feder auf die Papierrolle, rechtshändig wie linkshändig, von links nach rechts, hin und her, in einer Art Wanderung gelangen sie auf das Blatt und organisieren sich in der Moderation des Künstlers selbst. Das Ornamentale wird so in seiner Stufe vor der Formbildung gehalten und kreiert erst und ausschließlich im Dialog mit dem Betrachter eine Prägung.
In zweimonatiger Arbeit entstehen solche Schriftrollen, ein langsamer Prozess, der garantiert, dass der Betrachter auch Jahre später immer noch Neues im Dialog mit der Arbeit über sich und die Kunst Michael Gollers erfahren wird.