Die Fotografien von Frank Krüger enthüllen mit mit fokussiertem Blick, drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall eine sozialistische Realität im Vergehen. Sein subtiler Bildwitz macht uns schmunzeln und wach für Dinge, die wir all zu gern übersehen.
Die großformatige, auf Aluminium-Dibound montierte Schwarz-Weiß-Fotografie zeigt das bekannteste Monumente der Stadt Chemnitz aus einer ungewohnten Perspektive. Nach der Umbenennung von Chemnitz in Karl-Marx-Stadt 1953 wurde die gewaltige Porträtbüste des Philosophen Karl Marx von dem sowjetischen Bildhauer Lew Kerbel geschaffen und 1971 fertiggestellt.
Frank Krüger sitzt dem Erschaffer des „Kommunistischen Manifests“ förmlich im Nacken. In der Verlängerung der strengen Zentralperspektive nimmt der Betrachter im übertragenen Sinne den Standpunkt der Figur ein. Es öffnet sich der Sicht auf das, was dem Vordenker des utopischen Kommunismus im Hier und Jetzt real vor Augen steht.
Es zeichnet die subtilen Arbeiten Krügers aus, dass das bei weitem nicht die einzige Lesart ist. Ein Abwenden und aus den Augen treten, ein Zurückbleiben und Distanz nehmen – all diese Möglichkeiten des Bezuges sind auch denkbar. Krüger drängt hier keine Sichtweise auf, gerade das macht seine Arbeiten so besonders reizvoll.