Gegenständliche Malerei und doch ein Trip ins Unterbewußte! Dieses große, 2007 entstandene Ölgemälde von Sabine Kirste trägt den Titel „Hier sind sie nicht“. Seine offenkundige Unbestimmt überlässt es ganz dem Betrachter es als Projektionsfläche mit seinen Gedanken und Emotionen zu füllen.
Kirste entwirft einen Raum oder besser Nicht-Raum aus Schleiern von vage changierendem Grau. In das Zentrum stellt sie eine rot-gelbe Markise, die an einem Gestänge befestigt ist. Doch, wo keine Sonne, dort auch kein Bedarf für Sonnenschutz! Und so steht die dürre Konstruktion funktionslos herum, bleibt allein darauf beschränkt einen Farbtupfer in das zwielichtige Grau zu setzen. Wir erahnen hier die Sonne gerade in ihrer Abwesenheit.
Der Titel stellt keinen direkten Bezug zur Komposition her, verweist jedoch auf das kindliche Versteckspiel und aufgeregtes Suchen im Garten. Da hört man schon mal den Ausruf „Hier sind sie nicht!“
Die Künstlerin entwirft hier eine treffende Allegorie auf die Fehlen und Suchen eines gesuchten Gegenstands in der Vorstellung. Sie selbst verweist auf die imaginäre Kraft ihrer Kunst:
In meiner Malerei komponiere ich halbimaginäre Welten, Zwischenräume in denen der Betrachter das Prekäre, das Unerwartete, das Unheimliche und doch auch Schöne finden kann. Ich denke an meine Arbeit als Erforschung solcher intimer, fremdartiger Gebiete.
Ein starkes und reizvolles Unikat der süddeutschen Malerin in sehr gutem Zustand.